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Reise nach Russland 2011.

Vom 29.08.2011 bis 19.09.2011 waren wir erneut in Russland.

Veröffentlicht am 27.09.2011 von Manuel

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Russland Alles zu der Reise und dem Leben in Russland, was ich während der rund drei Wochen erlebt habe, koennt Ihr hier nachlesen.

29.08.2011

Flughafen Die Reise nach Russland beginnt. Die nächsten 3 Wochen verbrachte ich zusammen mit meiner Frau in Russland, genauer gesagt in Togliatti, der Stadt beim Autowas Lada, dem Hauptsitz des Automobilherstellers Lada. Auch nicht dabei: jegliche Art von Elektronik für das WWW, d. h. kein Laptop mit Internet, kein Smartphone oder auch Tablet. Die nächsten Wochen war "kalter Entzug" angesagt... ich war gespannt.

Pünktlich um 10:35 Uhr startete der Flieger in Stuttgart mit Ziel Moskau. Bis hier hin war es noch kein Problem, die Prüfung bei der Passkontrolle verlief umnproblematisch. Nach einigen Runden über Domodedovo (einem von 4 Flughäfen in Moskau) landete der Airbus A320 etwas verspätet unter lautem Klatschen und wir konnten uns dem 2-stündigem Martyrium in Moskau widmen: Anmeldung und Passkontrolle, Gepäckabholung, Check-In bei Sibirian Airlines, Abgabe des Gepäcks und wieder Kontrolle (mit "Nacktscanner"). Dann hatten wir mal etwas Ruhe, was auch unserem Kopf gut tat.

Um 19:10 Uhr (Moskauer Zeit) ging es dann auch weiter Richtung Samara, dem Zielflughafen unserer Reise. Samara ist auch die Partnerstadt von Stuttgart, ca. 2.900 km voneinander entfernt.

Um ca. 20:30 Uhr landeten wir in Samara, d. h. eigentlich nicht direkt Samara sondern auf dem Flughafen davon. Der liegt ca. 40 km von Togliatti entfernt. Von dort aus ging es noch mit dem Auto und den Eltern meiner Frau nach Hause in die Wohnung, wo wir ca. 23:30 Uhr eintrafen.

30.08.2011

Unfertiger Bau Nach einem gemütlichen Frühstück ging es los zur "Anmeldung". Da ich keine russische Staatsbürgerschaft habe, muss mein "Touristenstatus" bestätigt und ich für die kommenden 3 Wochen angemeldet werden. Dafür bürgte die Oma meiner Frau. Dieser Akt der Bürokratie ist noch schlimmer als in Deutschland. Interessant fand ich die Tatsache, dass man einige Kopien im Wert von ca. 1 Euro (was hier viel Geld ist) von Visum, Ausweis etc. machen musste, die dann bei der Anmeldung zwar benötigt wurden, dann aber gleich wieder mitgenommen werden konnten. Die Originale hatten wir doch mit? Aber das muss man nicht verstehen...

Verkehr Danach ging es zum Einkaufen in "Okey", einem größeren Einkaufszentrum. Dort gibt es alles, frischen Fisch von der Wolga an der Fischtheke, Fleisch, Wurst, Salate, Käse in allen Sorten aber auch Spirituosen, Chleb (Brot) usw. Da fielen uns auch die sehr hohen Preise auf, die seit unserem letzten Besuch noch gestiegen sind. Einige Produkte wie Nutella kosten hier noch mal ca. 25 bis 50 % mehr als bei uns, und das bei dem Einkommen (das hier immer noch bei ca. 500.- bis 750.- EUR pro Monat liegt). Wenn man durch die Stadt fährt oder geht, fallen einem schon die alten Bauten auf. In den nächsten Tagen werde ich mal einige Fotos davon anfertigen. Es sieht alles sehr arm aus und man ist froh dass man in Deutschland wohnt und dort arbeitet.

Traditioneller Plattenbau Die Menschen (und vorallem die Frauen) dagegen kleiden sich sehr fein, so als ob sie sehr viel Vermögen hätten. Schaut man hinter die Fassade, so kommt die Armut zum Vorschein. Wie wir erfahren haben, bekommt jeder bei der Bank Kredit, ohne dabei etwas vorzuweisen. Weder Ausweis, Einkommen noch etwas anderes muss vorgezeigt werden, was meiner Meinung nach sehr bedenklich ist. Einerseits wird so die Wirtschaft angekurbelt, anderseits können viele die Kredite kaum zurückzahlen. Abends waren wir nach einem weiteren Einkauf beim Onkel und der Tante meiner Frau, die uns sehr herzlich entfangen und beköstigt haben. Egal wenig die Leute haben, die Gastfreundschaft ist sehr hoch in Russland. Nach einigen Wein und interessanten Gespräch sind wir mit dem Taxi für 70 Rubel (ca. 1.80 EUR) nach Hause gefahren.

31.08.2011

Heute ging es früh los. Gegen 7:00 Uhr kam die Mutter meiner Frau vorbei, um uns mit auf das Amt zur Ummeldung der Papiere zu bekleiden. Amt kann man das nicht unbedingt nennen, es ist eher ein "Basar mit Behördenstelle" ;o)
Bevor wir aber die Papiere beantragen konnten, mussten wir erst noch bei einer Bank 200 Rubel (ca. 5 Euro) überweisen und für 150 Rubel (ca. 3,80 Euro) Fotos machen lassen.
Danach ging es zur Behörde, die super Öffnungszeiten hat. Heute war von 10:00 bis 12:00 Uhr geöffnet und dann wieder ab 16:00 bis 19:00 Uhr. Also die Mittagspausen sind hier beachtlich.
Wir hatten diesmal eine nette Person hinter dem Schalter, wo wir auch mindestens 30 Minuten verbracht haben.
Unser Fall ist auch kein einfacher, denn wir waren die ersten, wo eine russische Frau einen Ausländer (Europäer) heiratet und damit kannte sie sich nicht aus. Es muss erstmal geklärt werden, wie meine Frau weiter verfahren soll. Das erfahren wir am Donnerstag, den 01.09.2011.

Wolga Crevetten Nach einige Besuchen in etlichen Geschäften (die Dichte an Apotheken ist hier übrigens beeindruckend) sind wir dann mit einem Marschroutka wieder nach Hause gefahren.
Am Abend haben wir uns noch bei ca. 28 Grad in der Sonne auf dem Weg zur Wolga gemacht, die nur ca. 15 min Fussweg vom Haus entfernt liegt. Dort haben wir den Anblick genossen und einige Fotos geschossen, bevor es zum Abendessen (Crevetten frisch aus der Wolga) nach Hause ging.
Beim Abendessen haben wir Nachrichten auf "Russie 1" geschaut, ähnlich ARD in Deutschland, allerdings laufen die hier 45 Minuten und sind in Landesnachrichten und dann "Bundeslandnachrichten" aufgeteilt.
Da morgen im gesamten Land die Schule wieder anfängt (ähnlich DDR am 01.09.), wurde heute ausführlich über das Schulsystem berichtet.
Das wird seit letztem Jahr reformiert und ab jetzt gelten für die Endnote alle Noten von der 5 Klasse an. Interessant fand ich auch das der Präsident sich dem Thema sehr ausführlich widmet... weiß gar nicht wann das mal ein Bundeskanzler das letzte Mal getan hat. In Russland finden auch die Prüfungen alle am selben Tag statt und die Noten aus Moskau sind genauso viel "Wert" wie Noten aus Nowosibirsk, Sankt Petersburg oder Samara.

01.09.2011

Heute hieß es shoppen. Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir ca. 1 Stunde mit dem Bus von einem Stadtteil zum anderen gefahren um im "Parkhouse" (einen größeren Einkaufszentrums Togliatti) shoppen zu gehen.
Nachdem wir dort angekommen waren konnten wir leider den Bus nicht komplett zahlen, da wir nur 1.000 Rubel hatten und der Fahrer nicht wechseln konnte.
So haben wir ihm statt 30 Rubel Fahrpreis einen Euro gegeben, worauf hin er sehr erfreut war: "Was ist der Euro denn wert? Ca. 40 Rubel. Echt, großartig".

Solche Überraschungen gibt es immer mal wieder hier. Nachdem wir in Mediamarkt waren (der teilweise noch teurer ist als bei uns) und noch "Real" unsicher gemacht haben, sind wir mit einer Marschroutka (ein umgebauter Fiat) nach Hause gefahren. Dort hatten wir uns unterhalten und hinter uns saßen einige Kinder, die uns fragten woher wir kommen. Als sie hörten dass ich Deutscher sei, waren sie sehr überrascht.
Sie fragten uns sogar, ob ich in der Schule einen Vortrag über Deutschland halten möchte. Ich meinte nur mal schauen ;o)

Russische Frauen Hatte ich eigentlich erwähnt das heute Schulanfang war? Die ganzen Schüler sind heute in schwarz-weiß gekleidet durch die Stadt gelaufen. Was hier auch auffällt ist dass jede zweite Frau sehr gut gekleidet durch die Straßen läuft, meist mit Minirock oder schönem Kleid. Meine Frau meint das ist eben die Mentalität hier, wobei man als Mann dann immer ganz schön hinterher schaut. Naja, Apetitt holen kann man sich ja, gegessen wird später zu Hause :o)

Abends sind wir dann noch etwas spazieren gegangen und haben dabei das erste Einkaufszentrum Togliattis, "Russ" genannt, besichtigt. Wenn man darin ist glaubt man gar nicht das man in Russland ist. Alles sehr modern und sauber wie in Deutschland.
Aber sobald man wieder auf die Straße kommt fällt man in die Realität zurück. Dort haben wir beide einen Latte Machiatto, einen Milchshake und ein Wasser gekauft. Der Preis dafür war sehr günstig: ca. 4 Euro.

02.09.2011

Am Freitag war meine Frau noch mal beim Amt, um noch etwas wegen den Papieren zu klären. Wir hatten am Mittwoch zwar das Original der Heiratsurkunde mit, da wollte aber keiner es haben.
Nun hieß es sie brauchen doch das Original... typisch Behörde. Abends waren wir dann noch mit Freunden im "besten" Restaurant der Stadt. Das Essen dort war auch sehr gut, sehr lecker und preislich (für unsere Verhältnisse in Ordnung). Das Restaurant war etwas auf orientalisch getrimmt. Wir saßen in einem Separee, was die Anmutung an einen Wagon im Orientexpress hatte.

03.09.2011

Heute waren wir vormittags in einigen Geschäften und haben für die Oma meiner Frau einen Staubsauger gekauft. D. h. bezahlt und bestellt, da nur noch Ausstellungsstücke vorhanden waren. Das Gerät von Samsung hat ca. 2.600 Rubel (umgerechnet ca. 65.- Euro) gekostet. Dann kann sie dann ordentlich saugen und muss nicht mehr das alte Gerät verwenden. Abends waren wir noch bei einer Verwandten meiner Frau.

04.09.2011 bis 05.09.2011

Datscha Die letzten beiden Tage waren wir auf der Datscha der Eltern meiner Frau. Die Datscha ist ein "kleiner" Bungalow auf einem Gartengelände außerhalb der Stadt, wo auch Essen (Gurken, Tomaten etc.) angebaut werden, die dann verzerrt werden.
Abends haben wir Schaschlik über dem Grill gemacht und die Jahresfeier von Moskau im Fernsehen angeschaut.

06.09.2011

Heute hieß es zeitig aufstehen. Heute mussten wir wieder auf das Amt, diesmal zum "Bezirkspolizeipräsidium" um dort einen Antrag zu stellen, dass die Papiere, die derzeit noch in Bearbeitung sind um den Reisepass zu ändern, schneller bearbeitet werden, da wir ja schon am 19.09.2011 wieder zurück fliegen. Das Amt kann man eigentlich nicht als solches bezeichnen, eher war es dort ein Chaos. Erst musste man zu einem Sekretariat, um dort einen Zettel zu erhalten, den man ausfüllen musste (was man darauf schreiben soll wurde einem aber nicht erklärt), um dann einen Termin zu erhalten. Generell läuft es hier in den Ämtern sehr unkoordiniert, meistens weiß man selber mehr wie man vorgehen soll, weil sich vorher im Internet belesen hat, als die Zuständigen vor Ort selbst. Außerdem sind die Mitarbeiter hier sehr unfreundlich. Es gab auch weder eine Schlange noch die Möglichkeit Zettel zu ziehen, damit die Reihenfolge festgelegt ist.

Nach ca. 2 Stunden hatten wir es geschafft, es wurde aber auch höchste Zeit. Wir mussten dringend auf Toilette, leider gab es in dem Amt keine öffentliche Toilette. Also haben wir uns auf dem Weg zum Krankenhaus gemacht. Die dort öffentliche Toilette hatte katastrophale Zustände, von Hygiene konnte man da nicht sprechen. Wir sind dann noch einige Zeit durch die Stadt gelaufen, die nach einem Regenbruch (der in der Nacht niedergegangen war) ganz schön unter Wasser stand, da das Abwassersystem auch nicht mehr das Neueste ist.

Generell muss ich sagen ist man in Russland ca. 10 bis 20 Jahre hinter Ländern aus Westeuropa hinterher. Das liegt nicht daran dass man nicht über die Technik verfügt, im Gegenteil, denn Waschmaschinen, Fahrzeuge etc. kann man genauso moderne kaufen wie in Deutschland, aber es kostet alles sehr viel Geld, was die wenigstens haben. Auch hat der Staat wenig Geld um dieses riesige Land zu modernisieren und z. B. die Straßen in Ordnung zu bringen. Deutschland dagegen hat z. B. Mülltrennung, Pfand für Flaschen (hier wird alles zusammen in eine Tonne geworfen), stärke Normen und Vorgaben für Fahrzeuge oder Fabriken was die Abgaswerte angeht, hier dagegen fahren noch Fahrzeuge von vor 25 Jahren herum und der Benzin ist sehr schlecht. Viele Russen finden übrigens das wir das genau richtig machen mit dem Euro und der Europäischen Union. Früher, als es noch die Sowjetunion gab, haben alle Länder einander geholfen. Und heute? Dem trauern viele Russen nach.

Abends waren wir noch im "Russ", bevor wir den neuen Staubsauger für die Oma meiner Frau abgeholt haben.

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